Ich bin zu jung

Heute bin ich aus einem unruhigen Traum erwacht und war zu jung. So 13 vielleicht. Der Schlafanzug war zu groß. Das Zimmer auch, und alle Aufgaben, Termine, Anforderungen die darin herumlagen und sich höhnisch Homeoffice nannten, waren ebenfalls zu groß. 
Lauter sehr junge Fragen standen um mein Bett herum und guckten mich neugierig an. 

"Wozu braucht man eine Identifikations-Nummer?" 
"Muss ich wirklich unter dem Bett wischen?"
"Was ist der Sinn des Lebens?" 
"Wie kocht man Reis?" 
"Wann wird alles wieder so, wie es noch nie war?", sagte die eine, die etwas trauriger guckte als der Rest. 
"Ne, im Ernst jetzt, wie kocht man Reis?"

Alle machten große Augen.
"Auf euer Scheiß-Kindchenschema fall ich nicht rein", sagte ich und schmiss ein Kissen nach ihnen. Ich dachte viele große Wörter, die ich mir sofort aus Texten streichen würde. 
Ich bin heute jung, und wenn ich nicht rausgeh, merkt es keiner. Ich mache Urlaub im Präteritum.
Mein schönstes Ferienerlebnis ist, dass das Wetter schlecht ist und es hier keine Ironie gibt.
Ich koche Tütensuppe mit kaltem Wasser, ich filme mich beim Gitarre-Spielen, ich schreibe ein schlechtes Gedicht, weigere mich mein Zimmer aufzuräumen, poste schüchtern ein Hashtag #Yolo und habe ganz viele Gefühle. Es fühlt sich mittelgut an, aber wütende Hass-Artikel kann ich ja dann morgen schreiben, wenn ich wieder alt genug dafür bin. 

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